Raunächte in Bärnau

Geschenkte Zeit – Zwischen den Jahren

Raunächte in Bärnau
Wotan, Odin oder welch dunkle Gestalt wartet hier am Grenzlandturm?
Andrea Wolf

Artikel aus der Reihe Kräuter-Tour von

January 10, 2022

“Den Raunächten auf der Spur” hieß es in Bärnau. Mitten in den Raunächten bot der Verein Via Carolina eine Wanderung mit Andrea Wolf durch die Sagen und Legenden der Glöckennächte an.

Was sind die Raunächte? Wie lang dauern Sie ? Was soll man in diesen Nächten beachten? Was kann man in unsere Zeit mitnehmen? Was sind die wichtigsten Raunächte?  Fragen die auf diesen Rundgang beantwortet wurden.

Teich in düsterer Abendstimmung
Andrea WolfDie Dämmerung am Teich - siehst du die heranziehenden Nebelfeen?

Erster Halt war eine idyllische gelegene Teichanlage mit einem mächtigen, alten Kiefernbaum. Nebelfeen (Schwaden) tanzten über das benachbarte Feld. An einer Wäscheleine zwischen den Bäumen hing ein weißes Bettlacken. Hier war der richtige Ort um über die Regel in den Raunächten zu sprechen. So sollte man ab 18 Uhr wenn die Kirchenglocken zum Gebet läuteten im Haus die Türen und Fenster geschlossen halten, den jetzt war die Zeit der Geister, die aus der Andereswelt durch den dünnen Schleier zu uns kamen.

„Die wilde Jagd“ war hier das Thema. Sie kam in den Raunächten auf die Erde mit ihren Anführer Odin, Wotan oder Percht (diese kann von Region zu Region anders sein.) Immer aber im Gefolge sind die Geisterreite, die aus zu früh verstorbenen Seelen bestanden, Werwölfe und Wildschweinhorden.

Mit einen wilden Getöse ritten sie über den Himmel und wehe dem, den sie auf freiem Feld erwischten. Den zogen sie hoch in die Lüfte und er musste sich ihnen anschließen oder aber sie ließen ihn in einem fremden Land fallen.

Auch sollte man niemals Wäsche im Freien aufhängen, dort konnten sich die wilden Reiter verheddern. Diese konnte nur den Tod für den Besitzer bedeuten.

Nach dieser eindrucksvollen Einführung ging es mit der Wanderung weiter, den Berg hinauf bis zum Wald.

Hier am Saum des Waldes durften die Kinder eine Handvoll Heu unter die Bäume legen um die Waldgeister und auch den Tieren eine Freude zu machen.

Das jeder Tag in den Raunächten auch eine Bedeutung für das kommende Jahr hat, das konnten die Teilnehmer hier erfahren.

Weiter ging es durch den immer dunkler werdenden Tann, der uns mit seiner Mystik umfing.

Den Teilnehmern wurde geboten achtsam zu sein.

Kleines Kerzenlicht schimmert in der Tiefe des Waldes
Andrea WolfEin Licht im Wald - wer zieht hier wohl seiner Wege?

Mitten in der Dunkelheit des Waldes sahen zuerst die Kinder das kleine  Kerzenlicht. Das zu einem riesigen Mann gehörte und der nur der Hüter des Waldes sein konnte. Oder war es Wotan oder Odin?

Ehrfürchtig, mit gesenkten Köpfen und rückwärts mussten die Wanderer an der Gestalt vorbei gehen. So geschah ihnen auch kein Leid.

Im Laufe der Strecke waren auch die vier wichtigsten Raunächte ein Thema - Wintersonnwende, Hl. Abend, Silvester und der Drei-Königstag.

Inzwischen war es so dunkel geworden, dass man gut acht geben musste, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Mit Laternen und Taschenlampen suchten wir den Weg, der uns zu unserem Ziel führte: Dem Grenzlandturm von Bärnau, wieder so einem verwunschenen Ort.

Empfangen wurden wir mit einem Lagerfeuer und einer Tasse Tee.

Die Wanderung war für alle eine zauberhafte Zeit und man spürte, wie der Ort zusammen mit den alten Geschichten und den alten Bräuchen die Wandernden in den Bann dieser besonderen Tage zog.

Ich kann alle nur einladen die Raunächte zu nutzen - zum Nachdenken, zum mit sich ins Reine kommen. Es ist eine geschenkte Zeit. Nimm dir die Zeit ganz nach dem Motto: Setzt die nieder, gib a Ruh, horch dir selber wieder zu…
Andrea Wolf, Zertifizierte Kräuterführerin

 

Text: Andrea Wolf

Sämtliche Hinweise, Rezepturen, Anleitungen und Ideen sind persönliche Erfahrungen und persönliches Wissen.
Die vorgestellten Methoden und Hinweise ersetzen NICHT den Besuch beim Arzt oder Psychologen und stellen auch kein Heilversprechen dar.

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  • Cornelia Müller

    Netzwerkkoordinatorin

    Cornelia Müller ist die Netzwerkkoordinatorin und bei ihr laufen die Fäden zusammen. Sie liebt die Vielfalt der Pflanzen und die der Menschen und ihr ist es ein Anliegen die Region und diesen besonderen Schatz erlebbar und erfahrbar zu machen.

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